MAmina - aus indischer Biobaumwolle

Seit ich mit dem Nähen begonnen habe, habe ich einen ziemlichen Entwicklungsprozess durchgemacht. Nicht nur was Nähtechniken, Fotografieren und Basicwissen rund um allerlei Social Media Kanälen und deren manchmal technischen Unterhalt betrifft, sondern auch mein Kleider- und Stoffbewusstsein hat sich weiterentwickelt. Als ich letztens einen Kleiderkatalog in den Händen hielt, studierte ich automatisch die Schnittlinen und Stoffkombinationen. Der Kauf-Impuls bezog sich eindeutig auf Schnittmuster und Stoffe, und nicht auf das fertige Kleidungsstück aus dem Prospekt. (Da fällt mir ein, dass ich schon länger nichts mehr zur 365 Tage ohne Challenge geschrieben habe. Der Grund ist ganz langweilig: Ich habe für mich selber nichts mehr gekauft und hatte auch kein Verlangen danach.). Auch beim Stoffkauf hat sich mein Grundhaltung verändert und ich achte in der Regel sehr darauf, nachhaltig produzierte und/oder gehandelte Stoffe zu kaufen.

Die Bezeichnung Bio kennzeichnet allerdings 'nur' den Anbaustandard und die umweltverantwortliche Weiterverarbeitung, Stichwort Umweltschutz. Und obwohl aber vielen Bio-Produzenten sicherlich auch das Wohlergehen ihrer Beschäftigten mehr oder weniger am Herzen liegt, definiert die Kennzeichnung nicht zwingendermassen Sozialstandards oder Arbeitsbedingungen. Die GOTS-Zertifizierung (Global Organic Textile Standard) greift hier allerdings ein wenig weiter: die Hersteller und Produzenten verpflichten sich, nebst der nachhaltigen Textilherstellung auch Standards betreffend sozialverantwortlicher Produktion und Handel zu erfüllen.

Wem vor allem der humanistischen Aspekt besonders am Herzen liegt, ist bei der Kennzeichnung 'Fairtrade' gut aufgehoben. Mit diesem Label werden Richtlinien bezüglich Mindestpreise, sicheren Arbeitsbedingungen, Verbot von Kinderarbeit und Unterstützung von nachhaltiger Entwicklung definiert. Fairtrade stellt wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit in den Vordergrund, biologische Produktion wird aber gefördert. 

(Quellenangaben zum Thema Bio und Fairtrade sowie weiterführende Links findet ihr am Schluss).

Ihr seht, es sind zwei verschiedene Ansätze, wobei das Ziel im Endeffekt ziemlich gleich ist.

Mittlerweile findet sich ja schon eine riesige Auswahl an GOTS-zertifizierten Bio-Stoffen auf dem Markt. Modischer denn je und absolut im Trend. Bio ist schon lange mehr als grüne Birkenstocks (nichts gegen diese Sandalen!).

Fairtrade-Textilien gibt es natürlich auch, nach meinem Empfinden trifft man es einfach weniger an. Ich kenne eigentlich nur Karlotta Pink, wo ich jeweils eine grosse Auswahl an qualitativ guten Stoffen aus aller Welt jenseits des Images eines postpubertierenden Ökohippiechill'smalalterbobmarley-Typ finde (nichts gegen Bob Marley ☮! Und auch nichts gegen Hippie ✌!). 

Ich liebe Karlotta Pink's Stoffe ja schon seit längerem und habe schon einige Kleidungsstücke für mich (klick, klick und klick) und die Kinder (klick und klick) genäht.

Und neuerdings hat Ines in ihrem Sortiment auch ein indische bio-fairtrade-Baumwolle-Kollektion und damit voll meinen Punkt getroffen. Ich wartete gespannt darauf, bis die Stoffe online waren und konnte es kaum abwarten, mich virtuell durchzublättern. Schnell verliebte ich mich in den denimblauen Stoff 'Tulip blau' mit den rotbraun gepunkteten Tulpenformen drauf. Natürlich gefärbt und bedruckt mit 100% bio-Farben.

Das passende Schnittmuster dazu war schnell gefunden. Der Blusen-Sew-Along hat meine Liebe zu Oberteilen aus Webware wieder erweckt! Entschieden habe ich mich für den Schnitt "MAmina" von Ki-ba-doo. MAmina kann als Tunika oder als kurzes Kleid genäht werden und kommt mit einem Bluseneinsatz mit Biesen daher. Ideal für den leichte, gut fallenden Stoff! Ich habe mich für die Tunika-Version entschieden und die Ärmellänge meinem Geschmack angepasst.

Im Rückenbereich hat es eine Passe für die Form (Notiz an mich: die Fototasche das nächste Mal vor dem Shooting nicht über der Schulter tragen..). Bei der Grössenwahl habe ich etwas gehadert. 42 oder 44? Mein Brustumfang beträgt so 99cm, allerdings nicht unbedingt einer grossen Oberweite wegen. Ich lag mit diesem Mass eindeutig näher bei der Grösse 44. Aber nach einem Blick auf die Fertigmasse schien mir dann 44 trotz enthaltener Kräuselweite für mich eher zu gross und ich befürchtete ein sackartiges Endresultat. So entschied ich mich leichtsinnig mutig für Grösse 42 und bin schlussendlich zufrieden damit!

Beim Stöbern im Netz liess ich mich von Anja von JOMA-Style.de für eine Version mit Bindeband inspirieren (nicht im Schnittmuster enthalten). Ich mag es, wenn die Oberteile etwas Taille haben. Wie in meinem letzten Blogpost angekündigt, habe ich den Moment genutzt und gleich ein kleines "Wie nähe ich ein Bindeband"-Tutorial gemacht. Ich freue mich übrigens auch im Tutorial-Bereich auf meinen Weiterentwicklungsprozess ;-) 

Natürlich kamen auch hier wieder Paspeln zum Zug sowie mein neuer Freund, der Schrägbandformer. Die Tunika sitzt sehr bequem und ebenso angenehm trägt sich der leichte Baumwollstoff. Definitiv ein weiteres Oberteil, welches gerne und oft getragen werden wird!

Der Frühling kommt langsam an und macht Lust auf weitere luftige Kleider.. Mal abgesehen davon, dass ich bereits an einem weiteren luftig-leichten Outfit nähe, überlege ich mir, mir gleich noch eine weitere MAmina anzufertigen..

Ich nähstudier mal für mich alleine weiter und wünsche euch derweil eine gute Nähzeit!

Liebe Grüsse,

Franzisca

Stoff:

Tulip blue von Karlotta Pink CH / Karlotta Pink DE

Schnittmuster:

MAmina von Ki-ba-doo

Quellen:

Fairtrade: 

https://www.fairtrade.at/produzenten/baumwolle/baumwollinhalt.html

https://www.fairtrade-deutschland.de

http://www.wwf.ch/de/aktiv/besser_leben/ratgeber/non_food/

GOTS:

http://www.global-standard.org/de/the-standard/general-description.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Global_Organic_Textile_Standard

Den Blogpost schicke ich weiter zu RUMS, bio:stoff und ich näh bio