Nore Dress

Noredress von CompagnieM.

Es war einmal ein Frühling, der kein Frühling sein wollte. Wobei er das vielleicht gerne gewesen wäre, wäre er so sonnig und ausgeglichen gewesen, wie es andere Frühlinge scheinbar so leicht von Natur aus sind. Aber dieser eine bestimmte Frühling, der konnte nicht anders. Oft weinte er bloss schwach vor sich hin oder versteckte sein Gesicht hinter dicken Wolken. Auffällig oft empfand er seine Gefühle als so kalt, dass er sie gerne mit einer weissen Decke aus Schnee zudeckte, schon fast so wie es der Winter jeweils voller Freude macht. Die anfängliche Belustigung seines Mituniversums wich bald einem kopfschüttelnden Ärger. Was sollte das, was denkt sich dieser Frühling denn dabei? Die Empörung verwandelte sich in eine Ratlosigkeit und einer Ohnmacht. Egal wie sehr sich das Leben den lebensfrohen, aufmunternden und erweckenden Frühling herbeisehnten, er war verschüttet unter seinen Launen.

 

Dies machte natürlich selbst den Frühling selbst nicht froh. Auch er genoss es, wenn ihm zwischendurch mal wieder ein Tag gelang und er mit seinen wärmenden Sonnenstrahlen das Leben glücklich machen konnte. Alles konnte dann einen Moment lang so leicht erscheinen, der Horizont weitete sich und in der Luft schwebte die *Yes,I can*-Stimmung über die sich ausbreitenden selbstbewussten grünen Wiesen mit ihren fast schon verschwenderisch vielen gelben Punkten, durch die schönen Obstbäume, die mit ihren stolzen weissen Blüten wie für die Hochzeit herausgeputzt wirkten und tänzelte wild mit den fleissigen Gut-Bienen um die Wette. Aber am Ende des Tages war alles wieder weg, Schwere machte sich breit. Die Nächte kühl und irgendwie zu schwach um sich im Morgengrauen wieder zusammenzuraffen und der Natur gleich zu erwachen.

 

Der Frühling fühlte sich alt. Und ungeliebt. Woran er ja nicht ganz unschuldig war. Irgendwie. Und es tat ihm leid, alles tat ihm leid. Dass er so war, wie er halt nun war und nicht anders konnte. Dass sein Mituniversum sich im Stich gelassen fühlte. Und auch, dass ihn scheinbar niemand verstand. Frustriert wartete er auf Hilfe. Unmöglich war es ihm, sich selber Hilfe zu holen. Ja bei wem denn auch? Wer um alles in der Welt hätte ihm denn helfen können? Vielleicht der extrovertierte Sommer, der es mit seiner aggressiven Hitze etwas zu aufdringlich meinte mit seinen Strahlen? Leicht eingebildet, der Herr. Oder aber der Herbst, der sein erschöpftes Dahinwelken leicht verkrampft als farbenprächtige Jahreszeit in warmen Herbsttönen zu verkaufen suchte? Allenfalls der kühle Winter, der es selber kaum schaffte mal etwas richtiges zu werden? Der schon gar nicht, der war ja selber ein trübsalblasendes graues Etwas, welcher zu allem Übel sowieso mit dem Hochnebel zusammen unter einer Decke steckte.

 

Nein, von seinen Saisonkollegen war diesbezüglich nichts zu erwarten. Und so tränte der Frühling weiter deprimiert vor sich hin, voller Selbstmitleid und Zynismus. In seiner ganzen Art unsympathisch wirkend. Und je mehr Zeit verging, desto niedergeschmetterter und unter Druck fühlte er sich. Schliesslich war jetzt seine Zeit, seine Gelegenheit für die 15 Minuten Ruhm in diesem Jahr. Ruhmvoll ist aber anders. Man verspürte den dringenden Wunsch, den Frühling mal kräftig an den Schultern zu packen, ihn gut durchzuschütteln und ihm ungeschminkt die Meinung zu sagen. Dass er sich doch verdammt bitteschön mal zusammenreissen sollte. Das sei ja kein Anblick, geschweige denn ein Zustand! Jetzt wäre es schön zu schreiben, dass dieses Kopfwaschen Wirkung gezeigt hätte und der Frühling wie der Phönix aus der Asche auferstanden wäre. Wäre wäre wäre. Passierte aber nicht. Aber dann - dann kam der Mai.

 

Der stand da eines Tages so selbstverständlich vor der Tür, lange erwartet und nun doch so plötzlich. Er stand da und ignorierte des Frühlings Gebaren dermassen impertinent, dass der Frühling seinen Missmut vergass. Der Mai, der war was! Der stand da, aufrecht und mit beiden Beinen im Leben, die innere Balance in Person. Eine Persönlichkeit, die dem Status einer Jahreszeit nahe kam. Ja, ein bisschen eitel war er, dieser Mai, aber zu Recht! Eine Mischung zwischen glücksverwöhnten Gustav Gans und Rach, dem Restauranttester. Alles neu macht er und bringt dabei frischen Wind mit. Naja meistens. Und manchmal sogar mit Erfolg. Jedenfalls fühlte sich der Frühling plötzlich nicht mehr als Zentrum des Universums, was ihm nur Recht war! Der Druck liess nach und eine Unbeschwertheit erhellte seine Seele. Und alle zogen mit und hatten sich lieb und so. So mit Vogelgezwitscher und summenden Fluginsekten, duftenden Blüten und lauen Gartenparties. Alles neu, frisch und frei, macht der holde Mai! Bald. Bestimmt. Eventuell.

 

 

Ich bin ein grosser Fan von Compagnie M.'s Schnittmustern, seitdem ich den Frederique Dress das erste Mal gesehen und genäht habe! Und so musste ich auch gar nicht lange überlegen, als Marte - der kreative Kopf hinter dem belgischen Label - so in die Runde fragte, wer denn gerne ihren neuesten Kleiderschnitt designnähen würde wollen.

Die Schnitte von Compagnie M. zeichnen sich durch ihre Vielseitigkeit, einem modernen Retro-Stil und einem Hauch Skandinavien aus. Liebhaberinnen von Webware-Kinderkleider kommen hier voll auf ihre Kosten! Nun ergänzt Marte ihr Sortiment mit ihrem ersten Kleiderschnittmuster, welches für Jersey konzipiert ist, dem Nore Dress. Und schafft es dabei, sich mit der raffinierten Schnittführung von der Masse der unzähligen Jersey-Kleiderschnitten abzuheben.

Das Nore Kleid lässt sich in verschiedenen Optionen nähen: Als Kleid mit kurzen oder langen Ärmeln, mit oder ohne raffiniert integrierten seitlichen Teilen und Eingriffstaschen oder einfach als T-Shirt. Auch für Colour-Blocking (was gemäss dem Modemagazin "FürSie" der absolute Sommer-Trend sei, wie mir Google soeben verraten hat) eignet sich der Schnitt bestens.

Das Schnittmuster ist als PDF oder als Papierschnitt und auch auf Deutsch erhältlich. Enthalten sind die Grössen 1 - 10 Jahre, Schnittteilversionen mit oder ohne bereits enthaltener Nahtzugabe sowie eine bebilderte Anleitung. (psst: der Damenschnitt könnte bereits schon in Planung sein ;-) ).

 

Wer jetzt denkt schön und gut, aber ich möchte lieber Jungs benähen: In der Anleitung ist gut beschrieben, wie man den Schnitt auch in ein T-Shirt mit geraden Seitennähten verwandeln kann.

Da das erste Nore Kleid so gut ankam, habe ich spontan noch ein zweites genäht, wie die aufmerksame Leserin schon bemerkt hat. Bei Kleid Nummer 1 habe ich mich für den Retro-Blümchen-Tapeten-70erJahre-Baumwolljersey "Herzblatt" mit seinen erdigen braun-orange-gelb-Tönen sowie den uni-Jersey in Senf, beides von lillestoff und natürlich GOTS-zertifiziert, entschieden. Entweder man liebt es, oder eben gar nicht. Ich gehöre, auch das unschwer zu erraten, zu Ersteren ;-)

Genäht habe ich zweimal die gleiche Schnittversion und zwar in Grösse 3 Jahre. Beides Mal die Kleidlänge, mit Eingriffstaschen und Umschlagbündchen beim Ärmelsaum. Es ist noch ein wenig sehr luftig, aber die Tragesaison hat ja auch erst begonnen. Irgendwie.

Beim zweiten Nore Kleid habe ich ein Stoffschätzchen aus meinem Stoffvorrat hervorgeholt, den "Very Berry" in lime/blau von Susanne Firmenich/Hamburger Liebe. Schon lange wartete es auf den geeigneten Einsatz. Auch hier also wieder ein Retro-70erJahre-Muster, kombiniert mit einem rahmengebenden schwarzen uni Jersey. Love it!

Das Kleid erfordert - zumindest beim ersten Mal - ein bisschen Konzentration und natürlich genaues Nähen, sonst werden die Ecken nicht sehr schön. Aber schon beim zweiten Durchlauf hatte ich den Dreh schon recht gut raus. Genäht wird übrigens ein grosser Teil hauptsächlich mit dem Geradstich der Nähmaschine, was wohl für viele in Verbindung mit Jersey gegen den ersten Impuls geht. Muss aber so sein, sonst kriegt man es mit der Genauigkeit nämlich nicht hin.

Beim Ärmelsaum sind umgeklappte Bündchen vorgesehen. Ich mag das und finde es erfrischend. Mein Tipp für euch: näht die umgeklappten Bündchen von Hand unten bei der Nahtlinie und oben mit zwei, drei Stichen von Hand fest. Dann bleiben sie immer schön dort, wo sie sein sollen.

So, mein Text ist fast fertig und die Bilder - naja eins kommt dann noch zum Schluss.

 

Draussen regnet es schon wieder und es ist kühl #ichsetzeaufdenMai... Vielleicht die passende Gelegenheit, ein weiterer Nore Dress aus Sweat und mit langen Ärmeln zu nähen...? ;-)

 

Wer mehr übrigens weitere Designbeispiele sehen mag findet ganz viele wunderschöne Varianten auf Instagram unter #compagniemnoretour und #noredresstshirt oder direkt auf Compagnie M.'s Blog!

 

Viel Spass beim Nähen und auf dass der Mai den Frühling zum Lächeln bringt!

 

Liebe Grüsse,

Franzisca

Schnittmuster:

Nore Kleid & Shirt von Compagnie M. (auch als Papierschnitt erhältlich)

 

Stoffe:

1) Jersey 'Herzblatt' und Jersey uni senf, beide von lillestoff (GOTS-zertifiziert), gekauft bei eulenfaden.ch

2) Jersey 'Very Berry' lime/blau von Hamburger Liebe (in dieversen Stoffgeschäften/Dawanda etc erhältlich) und Jersey uni schwarz

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Vanessa (Freitag, 28 April 2017 15:43)

    sehr schöner Text und noch schönere Kleidchen. Ich kannte die Designerin noch nicht, werde mir den Schnitt aber auf jedenfall für meine kleine merken! Vielen Dank für die Inspiration! LG Vanessa

  • #2

    Franzisca (Freitag, 28 April 2017 20:29)

    Liebe Vanessa,
    Vielen Dank für deinen lieben Kommentar und ich freue mich, dass ich Dich inspirieren konnte!
    Du hast eine tolle Liste mit Webware-Schnittmustern für Mädchenkleider auf deinem Blog, da (und auch ganz allgemein) stöbere ich gern mal in Ruhe herum :-)
    Compagnie M. hat übrigens ja ganz viele Schnittmuster für Webware.
    Herzliche Grüsse,
    Franzisca

  • #3

    Marte (Dienstag, 02 Mai 2017 08:29)

    Love both dresses and the pictures are stunning. Thanks for your kind words on my patterns. Enjoy your day! M