Ohne Titel

Den überleg ich mir heute Abend. Oder morgen. #erinnerungsetzen

Eine nicht enden wollende KarusselLfahrt oder Mental Overload

Manchmal frage ich mich, wo die Zeit bloss hingeht. Es muss da irgendwo ein Leck haben, irgendwo ein Loch wo sie entweicht.

Eben erst war es doch noch Montag. Eben erst habe ich doch die Betten frisch bezogen. Eben erst haben wir doch noch im die Herbst- und Winterkleider wieder hervorgeholt. Eben erst sind wir hierhergezogen (vor 9 Jahren). Eben erst.

Manchmal stehe ich einfach nur da und staune, wie die Zeit vorbeifliegt. Manchmal als ein laues Lüftchen, öfters auch mal als ein starker, stürmischer Wind. Manchmal versuche ich halb aus Spass, halb aus Verzweiflung mich dagegenzustellen. Erfolglos. Die Zeit geht durch mich hindurch, ohne den geringsten Widerstand zu spüren. 

Es ist wie wenn man nach einer rasanten Karussellfahrt absteigt und sich alles um einen trotzdem noch unverändert gleichschnell weiterdreht.

 

 

Und wenn ich schon so ganz unter uns im #privatenjammermodus bin, habe ich auch gleich noch eine weitere Lieblings-Analogie von mir für euch: Tetris.

 

Ihr wisst schon, dieses  puzzleartige Computerspiel, wo Blöcke in verschiedenen Formen von oben nach unten fallen und man versuchen muss, diese Blöcke so zu steuern und zu drehen, dass man möglichst geschlossene Reihen bekommt. Hat man eine Reihe lückenlos hingekriegt, löscht sie sich und verschwindet somit und man hat wieder mehr Platz ("Luft", wie ich es gerne nenne).

 

Yep. Mein Leben hat sich Tetris zum Vorbild genommen. Und zwar Level 23.

 

Anstelle der Blöcke sind es Termine, Geburtstage (Geburtstag feiern mit Familie, Geburtstagsfeier mit den Gspänli, Geburtstagsznüni in der Schule. Ganz zu schweigen von der ausgeklügelten Geschenkeorganisation, damit Kind nicht zu viel, nicht zu wenig und nichts doppelt erhält), Management von diversen Informationen die einen erreichen (man will ja schliesslich vermeiden, dass das eigene Kind nach einem ausserordentlichen Schulausflug um 12.37 Uhr alleine wartend am Bahnhof steht. Also alleine... alle anderen Mamis stehen ja gut-organisiert da und holen ihr Kind ab), Einladungen, piepsende Haushaltsmaschinen, Einkaufslisten, zu beantwortende E-Mails, Telefonanrufe, Sozialkontakte die gepflegt werden möchten, Besorgungen die gemacht werden müssen, plötzlich zu klein gewordene Kinderschuhe oder krankes Kind zu Hause (krankes Kind ist per se schon nicht schön - und mal abgesehen vom Mitleiden und Pflegen kommen dann auch noch diverse Abmeldungen in  Schule, Mittagstisch, Fahrgemeinschaften Hobby, Organisation der Betreuung, wenn es auf meinen eigenen Arbeitstag fällt usw. hinzu. Das summiert sich..). 

Tetris
Tetris
Mein Kopf. Grob zusammengefasst.
Mein Kopf. Grob zusammengefasst.

Und wenn man sich dann so durcharbeitet und man das Gefühl hat "Ja, also so ungefähr morgen Nachmittag habe ich alles wieder im Griff und erledigt", ja dann findet man in der Mailbox ein eigentlich gesendetes, wichtiges E-Mail mit dem Betreff "Delivery Status Notification". Und wieder geht eine gefühlte Stunde weg mit E-Mailadresse kontrollieren, nochmals schicken, Wechsel zum Telefon undsoweiter. Und für den Geburtstagskuchen hat man vergessen, genug Butter einzukaufen. Man überlegt nun, ob man zu Fuss in das teure Geschäft einkaufen geht (Vorteil: Spaziergang an der Luft, gesund, Unterstützung lokaler Geschäfte. Nachteil: 10 minütige Diskussion mit den Kindern, wer alles mitkommen möchte oder nicht, und wenn ja mit dem Fahrrad - ja mit Helm bitte - dem Scooter oder zu Fuss. Im Laden dann entweder Diskussionen über Dinge, die ich nicht kaufen möchte, oder ewig langes herumstudieren und sich nicht entscheiden können, wie man aus den mitgenommenen Fr. 1.95 den grössten Süssigkeitenprofit herausholen kann.). Oder man nimmt gleich das Auto und fährt in die Stadt, weil da kann man ja gleich noch Bücher in die Bibliothek zurückbringen, ein Geschenk für den Geburtstag einer Schulfreundin besorgen und beim Frisör im Einkaufszentrum auch gleich noch die Fransen schneiden, damit ich wieder was sehe (und ja, die Brille müsste auch mal wieder geputzt werden).

 

Kaum zu Hause ist es auch schon wieder Zeit, um das Abendessen vorzubereiten. Dabei noch schnell die Geschirrwaschmaschine ausräumen und den Tisch decken. Telefon klingelt und ich lasse meinen Frust an der armen Frau aus, die mir irgendwelche Krankenkassendinger andrehen will oder dem netten englischsprechenden Herrn von Microsoft, welcher mir doch bloss mit meinem Computer helfen möchte. So, auf dem Herd brutzelt es, Tisch ist gedeckt, Küche halbwegs in Ordnung, beim Telefon den Akku entfernt und bevor ich mich einfach kurz für ein paar kurze Sekunden hinsetzen möchte (also nachdem ich dann natürlich in der Pfanne nochmals umgerührt habe und nochmals kurz meine Mails gecheckt habe, ob es nun geklappt hat und dann noch ganzganz schnell die halbvertrockneten Pflanzen gegossen habe), muss ich nur noch ganz schnell auf die Toilette. Mühsam, da ich dafür eigentlich gar keine Zeit habe. Aber muss halt sein. Ich schliesse hinter mir die Türe und kurz die Augen und sammle meine Energie. Ich höre wie die Eingangstüre aufgeht und eines meiner Kinder empört weinend hereinkommt.

 

Da war doch ausserdem noch was... was, was was... Das Telefon klingelt und es geht um ein Abschiedsgeschenk für eine Lehrperson beziehungsweise um einen Termin für die Geschenksübergabe. Ich puzzle das irgendwo in meiner Agenda ein. Was wollte ich schon wieder... ja genau, mit Kind A sollten wir noch lesen üben und Kind B hat morgen Waldmorgen (Wurst aus dem Tiefkühler holen) und Herr X wartet noch auf eine Entscheidung von uns (Notiz an mich und meinen Mann schreiben: noch zum Besprechen heute Abend!). Freundin D, Schwester Y und Nachbarin Z warten auf Whatsapp noch auf meine Antworten (seit Vorvorgestern) und irgendetwas wollte ich doch noch dringend auf die Einkaufsliste schreiben. Achja und das Fahrrad von Kind C hat einen Platten. Abends überlegen mein Mann und ich uns, dass wir gerne mal wieder gemeinsam gemütlich Abendessen  gehen möchten, vielleicht auch mit Kino im Anschluss. Ohne Kinder jedenfalls. Wir vergleichen unsere Agenden und kommen bei Mai an. Ich bin müde.

 

Ich drehe und steuere andauernd Blöcke (Level 23, also ziemlich schnell herunterfallende!) damit möglichst alles aufgeht und nebenbei jongliere ich gleichzeitig noch.

 

So fühlen sich gewisse Zeiten an. 

 

Irgendwann vor ein paar Monaten bin ich auf den Begriff "Mental Overload" gestossen. Boah, das war genau das, was ich fühlte, aber nicht so klar benennen konnte! Ich las mich durch verschiedene Blogs und Beiträge und fühlte mich - nicht mehr so alleine. Nicht mehr so unfähig. Vollkommen normal.

 

Vermutlich geht es auch den ein oder anderen von euch so oder ähnlich... oder? Wer mehr lesen mag, hier drei von vielen tollen Beiträgen:

 

Mental overload kommt bei mir also sehr gut hin. Ich habe aber einen wunderbaren Mann, der sehr viel mithilft, Verantwortung übernimmt und ein sehr aktiver Part in unserem Alltag ist. Es hat da aber auch von mir ein Umdenken benötigt und den Willen, Verantwortung abzugeben. Miteinander reden hilft wie immer. ;-)

Und ja, ich achte darauf, Zeit für mich zu nehmen. Auch wenn es eine Weile gedauert hat, diese Was-erlaubst-Du-Dir-eigentlich-Stimme zu ignorieren  Ich mache zwei- bis dreimal in der Woche Sport, setz mich zwischendurch an die Nähmaschine und nehme mir - wie jetzt- die Zeit zum Bloggen.

#meinetherapie halt.

 

Ich suche keine Lösung. Ich denke auch nicht, dass ich eine Lösung überhaupt finden würde. Wir sind so gut es geht (und wie wir können!) organisiert und strukturiert. Ich bin auch ganz zufrieden mit der Balance zwischen Familien-/Alltags-/Arbeits- und "Meine-"Zeit. Ich wüsste nicht, wo noch ansetzen, ausser vielleicht in meinem eigenen Empfinden. Ja, ich jammere. Mir hilft jammern. Es mir von der Seele zu schreiben. Und bei anderen zu lesen, dass es ihnen ähnlich geht. Das hilft mir. 

 

Kennt ihr das alles oder Teile davon? Wo steht ihr?

Teilt euch mit, wenn ihr das Bedürfnis habt! Hier als Kommentar (ich freue mich nämlich über eure Rückmeldungen!) oder einfach wem ihr wollt. :-)

zurück zum Kernthema: Nähen

Eigentlich ist mein Blog-Thema ja das Nähen. Und jetzt fühle ich mich ein wenig schlecht, weil ich eigentlich das neueste Kleid meiner ältesten Tochter zeigen wollte. Jetzt dominiert aber mein Geklöne den grossen Teil meines Beitrages. Und hat noch nicht einmal einen Zusammenhang zum Genähten! So gar nicht. Egal wie sehr ich versuche, die Kurve zu kriegen. Ausserdem wartet das Mittagessen darauf, zubereitet zu werden (die geschönte Socialmedia-Version: die Bio-Kartoffeln vom Wochenmarkt warten auf die Verarbeitung zu Kartoffelpüree. Die Realität: Die Kartoffelpüree-Beutel von Knorr warten darauf, geöffnet und mit Wasser, Butter und Milch vermischt zu werden.).

Mist, ich schweife schon wieder ab.

Meine Töchter äusserten mal im Gespräch mit mir, dass es voll ok wäre, mal wieder ein genähtes Kleid von mir zu bekommen. Ehrlich gesagt weiss ich gar nicht mehr, wer wen darauf gebracht hat. Hatte ich einen Stoff im Kopf und brauchte ein 'Opfer'? Wollte eine meiner Töchter ein Kleid und ich plante und die andere Tochter zog nach? Wie auch immer. Jedenfalls hatte ich zwei tolle Stoffe, einer davon war eben dieser im Bild zu sehende Biojersey Plait turquoise von Paapii Design. Der andere Jersey war ebenfalls grossflächig gemustert und ich wollte damit etwas nähen, wo ich den Stoff möglichst wenig verschneiden musste.

Der Groove Dress von Madeit Pattern schien mir dafür perfekt und der Schnitt gefiel auch beiden Töchtern.

Zum Schnitt gibt es eigentlich gar nicht viel zu sagen: ich habe ihn als E-Book (auf englisch) gekauft und es gibt ihn für Kids, Teens und Adults. Natürlich lässt sich das Kleid in verschiedenen Versionen nähen: z.B. mit Kragen, Kapuze oder einem simplen Halsabschluss wie bei uns. Ausserdem lässt es sich auch mit der Rocklänge spielen und alles entweder gleichlang nähen oder hinten etwas länger.

Bei der Ärmellänge wurden hier eine gekürzte Langarm-Version gewünscht, also etwa 4/5 Ärmel.

 

Fazit: schnell genäht ohne Schnickschnack, passt, Kinder – oder besser: Pre-Teenager – sind glücklich! 

Ich habe ja wie erwähnt noch eine zweite Version genäht für meine andere Tochter. Diesmal aus dem ebenso supertollen Big Pink Waves von Tyglycka und mit Kapuze.

Auch dieses Kleid hat mich zum Schreiben inspiriert: meinen Blogbeitrag über das zweite Kleid, die noch immer erstaunlich gängigen Geschlechterklischees, Mädchen mit kurzen Haaren und mit einem Buchtipp findet ihr hier auf dem Blog von Yingdesign:

"Am schönsten sind wir, wenn wir niemandem gefallen wollen"

 

 Ich danke euch für's Mitlesen und freue mich wie immer über eure Kommentare, Rückmeldungen, Fragen, Ergänzungen oder Gedanken :-)

 

Herzliche Grüsse,

 

Franzisca


Stoffe:

Plait turquoise von Paapii Design, Bio-Jersey, gekauft bei Yingdesign.ch

(Big Pink Waves von Tyglycka, Jersey GOTS-zertifiziert )

 

Schnittmuster:

Groove Dress Kids/Teens von Madeit Pattern, gekauft als E-Book 


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Kommentare: 3
  • #1

    Julia (Mittwoch, 27 März 2019 17:02)

    Du Liebe! Jetzt würde ich dich gerne in den Arm nehmen. Um dich danach ein bißchen erstaunt anzuschauen und dann zu sagen: Was, Du auch? Ich glaube, Frau sein ist nicht einfacher als früher, nur weil wir heute emanzipiert sind. Nur anders. Das liegt am Mutter sein, am Beruf, an den Ansprüchen der Gesellschaft... am meisten aber an uns. Mir selbst fällt es unglaublich schwer, mir selbst einzugestehen, dass ich eben nicht alles perfekt hinbekomme und manchmal auch etwas Wichtiges auf der Strecke bleibt. #wirlernennoch
    Die Kleidchen sind wunderbar und ich liebe Deine Bilder!
    Deine
    Julia

  • #2

    Anne (Donnerstag, 28 März 2019 09:05)

    Hallo Franzisca. Ich kann dich sehr gut verstehen und bin " froh" das ich nicht die Einzige bin der es so geht. Obwohl es wenige laut aussprechen. Danke für den schönen Beitrag. Gruß Anne

  • #3

    Franzisca (Freitag, 29 März 2019 09:00)

    Ach ich danke euch beiden für eure lieben Kommentare, Julia und Anne!

    Ja, es ist heute einfach anders als früher. Die Ansprüche, die Rahmenbedingungen und Herausforderungen haben sich gewandelt. Heute sind wir doch irgendwie alles "Einzelkämpfer", Individuuen, die alles perfekt hinkriegen sollten. Es prasseln viel mehr Informationen auf uns ein, die Erreichbarkeit ist praktisch lückenlos gegeben, es herrscht ein Überangebot an Allem und Wissen ist jederzeit abrufbar. Reizüberflutung.
    Am akzeptieren, dass ich nicht alles perfekt hinbekomme bzw. nicht über alles die Kontrolle habe, arbeite ich noch stark. Auch wenn ich mittlerweile bereits so einiges recht gut aushalte ;-) #teamwirlernennoch

    Herzliche Umarmung an euch beide!
    Franzisca