Maskenball

Fremdes Fahrwasser

Mit vollem Bauch, faul und etwas müde von der vielen frischen Winterluft sass ich kurz nach Weihnachten zusammen mit ein paar befreundeten Familien in einem Ferienhaus in Braunwald, abseits von allem und tieftief eingeschneit. Und während wir so dasassen versuchten wir die 19 herumwirbelnden Kinder mit wenig überzeugenden Worten zu motivieren, sich doch ins Bett zu begeben. Mit überraschendem Erfolg. Die etwas Älteren hatten nämlich schnell begriffen, dass sie quasi fast Narrenfreiheit genossen, wenn sie abends einfach aus unserem Sicht- und Hörbereich in ihr Matratzenlagerbereich verschwanden. Sie freuten sich, weil sie glaubten dass wir glaubten sie schliefen ruhig und selig, derweil wir uns freuten, dass sie glaubten dass wir glaubten sie schliefen ruhig und selig und dabei wussten, dass sie ihren Spass hatten und wir unsere Ruhe. (Da bin ich mit den Kommaregeln jetzt nicht hinterhergekommen..)

 

Wir genossen also entspannte Wintertage, mit wenig Erziehungsarbeit dafür aber mit vielen wertvollen Erfahrungen.

Worauf ich eigentlich hinaus will: So also in diesem Setting, sass ich eines Abends möglichst nahe beim Fenster (denn meistens hatte man nur dort halbwegs brauchbaren Handyempfang) und tauchte ein wenig ab in meine Nähwelt auf den sozialen Medien. Und da poppte bei mir auf dem Bildschirm der Aufruf von Ines an ihr Designnähteam auf, mit der Idee eines Maskenballs.

Mein erster Reaktion bestand darin in eine kleine Nähpanik auszubrechen, gefolgt von einer eher zweifelhaft verzweifelten Grimasse. Ich kann mich nicht immer in allem gut definieren, aber eines weiss ich: ich bin Team "Faschingsmuffel".

 

Aber das Leben wäre ja nur halb so spannend, wenn man sich nicht ab und zu aus der eigenen Komfortzone getraut und immer nur im eigenen Fahrwasser herumtümpelt. Das war dann nach ein paar Minuten meine zweite Reaktion.

Und schon klickte ich mich durch Pinterest und brauchte mein letztes bisschen Datenvolumen vom Januar auf der Suche nach Maskeninspirationen auf.

Fasching (oder Fasnacht, wie wir hier sagen) verbinde ich mit Konfetti, lauter Guggenmusik und Luftschlangen. Ästhetik wäre keines der Top 5 Assoziationswörter, die mir in diesem Zusammenhang einfallen. Also änderte ich meine Suchverhalten mehr in Richtung Karneval. Da fiel mir doch immerhin recht bald Venedig und eben Maskenball dazu ein. Auch wenn es nicht unbedingt mein Geschmack ist, finde ich die Assoziationen die mir bei Venezianischer Maskenball einfallen, doch zumindest gut erträglich.

Geheimnisvoll, inkognito, rätselhaft, verstecken, Ball, sinnlich-elegant, geheim und Eyes Wide Shut.

Das so meine Verknüpfungen mit Maskenball und die definierte Ausgangslage meiner weiteren Planung. Mein maximales Datenvolumen war zwischenzeitlich erreicht und ich setzte mich wie die alte Fastnacht zu den anderen Erwachsenen, die bereits mit viel Gelächter meierten (ich brauchte noch eine, zwei Stunden bis ich das Kartenspiel durchschaut hatte..). Lustigerweise lag da auch so eine von den einem Kind liegengelassene Pappmaske aus einer Tischbombe auf dem Tisch herum, und so ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich am Projekt herumstudierte statt mich auf Bluffs und der richtigen Zahlenreihenfolge zu konzentrieren.

Wieder zu Hause ging die Ideensammlung weiter. Als zusätzliche Herausforderung habe ich die Stofffarben Grün und Orange von Ines zugeschickt bekommen. Eigentlich mag ich alle Farben. Ausser Grün und Orange. Insbesondere nicht an mir.

Ganz nach dem Motto: wenn schon Challenge, dann aber richtig! fühlte ich mich fast nur noch stärker motiviert. Mir schwebte nun ein venezianisches grünes Elfenavatarfabelwesencosplay-Outfit vor. Und das Ganze fotografisch stilvoll in einer geheimnisvollen Maskenballszenerie umgesetzt. Ich bekam Spass am Ganzen und fand vor allem eine Ästhetik dahinter.

Es brauchte aber noch ein Brainstorming-Gespräch mit meinem Mami und ein paar Internetshoppingstunden nach möglichen passenden Accessoires, bis ich mich endlich an die vollkommen unkomplizierte Umsetzung meiner finalen Maske machte.

 

Versuch 1:

Als Grundlage kaufte ich einen weisse Maskenrohling aus Plastik. Mit einem seit Jahren in meinem Besitz befindlichen und tatsächlich noch nicht vertrockneten Gonis-Klebeleim beklebte ich die Maske mit Stoff. Resultat unbrauchbar. Weniger wegen meines fragwürdig vorhandenen Beklebungstalents, denn wegen der Maskengrösse an sich. Das hätte ich auch beim Kauf merken sollen. Die Augen waren viel zu klein und überhaupt die ganze Maskenform - bäääh. Nein, selbst mit fehlen jeglichens Perfektionsanspruches war dies indiskutabel. Die angefangene Maske wechselte schnell den Besitz in Kinderhände.

Versuch 2:

In einer anderen Ladenkette fand ich (nur) fertige Plastik-Stabmasken. Das aufgeklebte Verzierungsband liess sich einfach entfernen und die Malerei störte mich nicht weiter, da ich ja eh Stoff darüber kleben wollte.

Mit dem wunderschönen uni indischen Handloom in Türkis grundierte ich als erstes die Maske. Mit Hilfe meinem bereits erwähnten Mami nähten wir aus schwarzem indischen und dem grün-schwarzen Stoff zweierlei Blumen, die ich dann jeweils mit Bastelperlen und Schmucksteinen verzierte.

Ausserdem gab's da und dort noch ein paar Glitzerleimpunkte und -verzierungen, sowie drei glitzernde Dekostrassblümchen drauf. Voilà, fertig ist meine individuelle Faschingsmaske!

Einen Orden verdiene ich damit nicht, aber wer über mehr Basteltalent und Karnevalsmotivation verfügt, kann sich so mit wenig Aufwand und ein paar Stoffresten rasch seine eigene Maskeninterpretation zaubern! ;-)

Ich will ja nicht schon wieder jammern, tue es aber trotzdem. Wer mag, oder eben genau wer es nicht mag haha, darf weiter klicken, viel spannendes kommt jetzt nämlich nicht mehr..

Sowohl Maske als auch die Fotos entsprechen so gar nicht dem Bild, welches im Kopf hatte. Ich war ziemlich frustriert und bin so gar nicht stolz. Nochmals fotografieren kam definitiv auch nicht in Frage. Ich hatte wohl über eine Stunde Aufbau reingesteckt, mich grün anmalen lassen was mich auf den Fotos extrem gruselig aussehen liess und ich anschliessend mit der Fotonachbearbeitung wieder zu retuschieren versuchte. Mein Gesicht war ebenfalls voll geschminkt, was die Maske auf den Fotos zwar perfekt verdeckt, beim anschliessenden Joggen durchs Dorf aber nur zu gut sichtbar war (zum Abschminken blieb keine Zeit), und dann gegen Ende der Runde bestimmt sehr interessant aussah (ich sage nur nicht wasserfeste Schminke und roter Kopf). Die Perücke sah im Onlineshop ja wahnsinnig Cosplaymässig toll, ausgepackt zu Hause immerhin noch mit Potential und auf den Fotos einfach nur noch nach Fasching aus. Naja, hätte man sich ja denken können.. Und meinen Hoffotograf konnte ich auch nicht mehr überzeugen.

Mein Fazit: Fasching ist nicht meins und ich kriege es ziemlich gut hin, Fotos mit fast tiefschwarzem Hintergrund zu machen.

 

Übrigens ist es unglaublich spannend, wie viele so verschiedene (und sehr kreative) Interpretationen es zum Thema Maskenball in unserem Designnähteam gab, wie zum Beispiel die tolle Origami-Vogelmaske von PeterSilie & Co.

Aber auch bei

Ella

BuxSen

Fine Fabric

die Grinsekatze CH

kreamino

Mein Gewisses Etwas

und Tillit

könnt ihr in den nächsten Tagen verschiedenste Masken bewundern!

 

Liebe Grüsse,

Franzisca


alle verwendeten Stoffe sind von Karlotta Pink - Stoffe aus aller Welt (CH)

 

Die grossen Blumen habe ich nach einer im Internet bei KINDERleicht und schön gefundenen Anleitung gemacht, die kleinen schwarzen Blumen hat mir meine Mutter mit so einem StoffBlumenDIYPlastihilfsding genäht.

 


Freitag ist Freutag - und ich bin dabei! Und ausserdem auch bei Crealopee :)

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Kommentare: 3
  • #1

    Julia (Sonntag, 11 Februar 2018 10:24)

    Liebe Francisca,
    also ich finde Deine Maske sehr schön! Geheimnisvoll... die "halbseitige" Optik finde ich Klasse. I'm übrigen kommt mir Deine Fasnachtabneigung bekannt vor� ... Aber das siehst Du ja morgen...

    Lg
    Julia

  • #2

    pamelopee (Montag, 12 Februar 2018 09:30)

    Wow, ich finde es wunderschön! Also Maske, Fotos und Gesicht. Sei nicht so selbstkritisch. Du KANNST definitiv Stolz sein! �
    Liebe Grüße vom pamelopee-Blog schickt dir Pamela!

  • #3

    Franzisca (Montag, 12 Februar 2018 17:46)

    Liebe Julia und liebe Pamela,
    Vielen Dank für eure lieben Kommentare!

    Ich finde deine Quilt-Maske supertoll Julia! Die Schuppen kommen mit dem Steppen super zur Geltung! (Wer nun wissen möchte, von was ich schreibe --> www.finefabric.de )

    Danke Pamela für dein liebes Kompliment! Vor allem der Unterschied zwischen meiner Vorstellung und dem Resultat hat mich enttäuscht, aber Du hast Recht: manchmal bin ich/ist man auch einfach zu kritisch zu mir/sich selber! :-)

    Herzliche Grüsse,
    Franzisca