Hollyburn Skirt und Burda Jacke

und what the hell ist Barkcloth?

Hollyburn Skirt by Sewaholic Pattern, Bark Cloth Mod Bloom by Monaluna

Am Anfang war der Stoff.

Gröber in der Stuktur und trotzdem weich, dicht gewoben aus Baumwolle. Wunderbar für alle möglichen innendekoratorischen Projekte. Aber mir schwebten instantan Bilder von einem Kleidungsstück durch den Kopf.

 

Barkcloth.

 

Das die Stoffbezeichnung für die Textilie die ich in meinen Händen hielt, in die ich mich sofort verliebt hatte.

Etwas Schickes sollte also daraus entstehen. Weiblich, klassisch und mit einem Schuss jugendlichen, frischen Frühling. Also Rock oder Kleid, definitiv aber A-Linienförmig. Nebenbei: Schaut sonst noch wer New Girl? Ich finde den Kleidungsstil von Jess, der Hauptfigur, sehr toll! Sie trägt meistens Kleider und Röcke in leuchtenden Farben, die oftmals von der Schnittführung her dem Vintagestil angelehnt sind. Ich sage nur #alinienliebe. Naja, vielleicht habe ich mich da teilweise ein bisschen inspirieren lassen..

Burda Kurzarmjacke mit Stehkragen 6687

Doch bevor ich zum Rock komme:

was ist denn derdiedas Barkcloth überhaupt?

Habe ich mich nach erfolgreichem Kauf zu Hause gefragt und nachgegoogelt.

 

Bark cloth ist eigentlich und ursprünglich ein aus Baumrinden hergestelltes, vliesähnliches Textilprodukt und auf Deutsch als Rindentuch bekannt. In Uganda hat es seit Jahrhunderten Tradition und gehört allgemein zu den ältesten Bekleidungsstoffen der Menschheit. Heute wird es hauptsächlich immernoch in Uganda hergestellt (aber nicht nur).

 

Spannend! Aber warum stand dann bei meinem 'Barkcloth' es sei aus 100% organic cotton? Kurzerhand schrieb ich die Firma Barktex in Deutschland an, die hier in Europa (echtes) Bark cloth aus Uganda und Zentralamerika vertreibt und bat sie um Hilfe bei meiner kleinen Verwirrung. Prompt bekam ich auch gleich eine Antwort und die Erklärung, dass es sich bei den meisten Produkte unter diesem Namen die im Handel erhältlich sind, um Baumwoll- oder Leinengewebe handelt. Der Ursprung dieser Bark Cloth Imitation liege in Hawaii, wo die Herstellung von echtem Rindentuch vor vielen Jahren zum Erliegen kam. Kurzerhand benannte man dort dann grobgewobene Baumwollstoffe in Bark Cloth um.

(Quellen: der freundliche Herr Heintz von Bark Cloth Europa, Material-Archiv und Wikipedia)

 

Tatsächlich, schaut man auf Pinterest nach diesem Ausdruck finden sich erstaunlich viele grobgewobene Stoffe mit tropischen Muster und im Vintage-Stil, ganz im Aloha-Stil.

 

Zusammengefasst: das echte Bark Cloth ist ein Baumrindenvlies, 'mein' Barkcloth quasi ein Baumwollimitat. Was definitiv ein grosser Vorteil für mein Nähprojekt ist!

Auf der Suche nach einem Schnittmuster, welches meine Projektvision am Besten traf, stiess ich auf das kanadische Label Sewaholic Patterns. SP hat sich auf Schnittmuster für speziell birnenförmige Figurtypen spezialisiert, also für Frauen mit weiblich runden Hüften (aka gebärfreudiges Becken), die breiter als Brust- und Schulterbereich sind. Man kennt auch die Bezeichnung A-Typ für diese Figur.

Auch wenn ich dieses Kategorisieren in verschiedene Figurtypen nicht mag, kann man trotzdem versuchen, einen Hinweis daraus für sich mitzunehmen. Ohne Gewähr.

Jedenfalls kommt es mit dieser Birnenfigur bei mir so ungefähr hin und so habe ich Sewaholic Patterns in meine Schnittmusterdesigner-Bookmark-Liste abgespeichert.

 

Entschieden habe ich mich für den Hollyburn Skirt, ein für Webware konzipierter A-Linien Rock mit Taschen, welcher in drei verschiedenen Längen (unter Knie, Knielänge oder über Knie) daherkommt.

 

Beim Bund kann man zwischen zwei 'Knopfstreifen', Gürtelschlaufen (wie bei mir) oder ohne alles. Auf der Rückseite befindet sich ein Reissverschluss.

 

Uffja genau, ich schwankte mit meinen Massen zwischen drei verschiedenen Grössen, wobei der Bundbereich/Taille die grösste Grösse hatte. Ich habe tatsächlich das Schnittmuster entsprechend angepasst und mir Mühe gegeben, dass der A-Schnitt trotzdem bleibt. Im Nachhinein würde ich es bei einem nicht ganz so dicken Stoff eventuell sogar wagen, im Taillenbereich nur eine Grösse grösser zu nehmen...

 

Wie beim Janie Dress mit dem Tellerrock habe ich auch hier keinen unbedingt optimal gemusterterten Stoff verwendet.. Aber dadurch dass der Rockteil aus 4 Teilen besteht, hält sich der "Schaden" (also das an der Seite leicht verdrehte Muster) in Grenzen, wie ich finde.

Ursprünglich schwebte mir ein gelbes Rollkragenoberteil dazu vor. Es erwies sich dann aber als schwieriger als gedacht, einen passenden Stoff zu finden. Dafür stiess ich bei Lebenskleidung auf den schönen Doubleface Interlock in Smaragd (ich tendiere fast ein wenig zu grünlichem Petrol). Der Stoff ist mit 260 g/m² relativ schwer, leicht dehnbar und hat etwas Stand. Auf der einen Seite hat er eine sicht- und fühlbare 3D Struktur, die andere Seite ist eher glatt.

 

Immernoch mit meiner Rollkragenidee im Kopf packte ich den Stoff bei seiner Ankunft (wie immer) liebevoll aus. Er war doch etwas 'standhafter' und weniger dehnbar als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich glaube, als Rollkragenpullover vernäht wäre er wohl eine Schrankleiche geworden.

Zufällig stiess ich kurz darauf aber auf die Kurzarmjacke mit Stehkragen von Burda. Uuaahhh, ein Burdaschnittmuster... Ich hatte da sofort kompliziert im Kopf! Meine Erfahrung mit Burda bestand bis dato darin, dass seit Jahren ein Schnittmuster für ein Mädchenträgerkleid unbenutzt auf meiner Festplatte schlummert. Den Schnitt hatte ich wohl anfangs meiner Nähkarriere gekauft und war damals mit praktisch null Näherfahrung etwas aufgeschmissen und eingeschüchtert. Dieses Gefühl hat sich dann im Zusammenhang mit Burda einfach etabliert.

 

Aber mutig wie ich in letzter Zeit bin ;-) habe ich mich dem Schnittmuster gestellt und einfach gar nicht darüber nachgedacht. Das ist übrigens auch so meine Taktik mit dem Joggen. Nicht darüber nachdenken, ob ich mag. Einfach machen.

War auch gar nicht so schlimm (ich rede jetzt wieder vom Nähen) aber ich war trotzdem ganz froh darüber, eine gewisse Näherfahrung zu besitzen, da die Beschreibungen doch jeweils relativ kurz gehalten sind.

Die Kurzarmjacke habe ich praktisch unverändert genäht, und zwar in Grösse 42 (meine Masse: BU 99cm, Taille 79cm, also knapp über der 42, laut der Burda-Tabelle). Im Schulterbereich finde ich sie bei mir etwas zu weit, aber sonst sitzt sie ganz angenehm.

Die Haken und Ösen habe ich vorläufig weggelassen.

 

Aus irgendeinem selbst für mich selber nicht mehr nachvollziehbaren Grund habe ich beim Futter einen mintgrünen Bio-Tula-Jersey aus meinem Stoffvorrat verwendet. Mit seinem Gewicht von 230g/m2 auch nicht gerade ein Federgewicht. So ist die Jacke insgesamt doch relativ schwer. Ich würde im Nachhinein einfach einen leichteren Baumwollstoff als Futter nehmen (der Schnitt ist ja sowieso für nicht-elastische Stoffe ausgelegt).


Übrigens habe ich sowohl beim Rock als auch bei der Jacke alle Säume und den Rockbund von Hand mit Blindstichen angenäht #slowfashion ... Bei der Jacke wellt es ein wenig, da hat es noch Verbesserungspotenzial.


Wie die meisten von euch freue auch ich mich auf den Frühling und die wärmeren Temperaturen... Das Fotoshooting fiel kältebedingt sehr kurz aus, worüber mein zum Fotografieren verdonnerter Mann nicht unglücklich war :-P

Momentan bin ich mit zwei verschiedenen Quilts beschäftigt, ein dritter wartet schon in der Planungs-Pipeline. Und mein Hosenprojekt (Hampshire Trouser) ist ja auch noch.. Es geht voran, langsam und bedächtig, aber immerhin existieren bereits die Paspeltaschen in den Hosenrückseiten sowie die Eingriffstaschen in den Voderseiten. Ich schätze, ich werde so ungefähr dieses Jahr damit fertig vielleicht...

 

Ich mach dann mal weiter.

Liebe Grüsse,

Franzisca


Schnittmuster:

Hollyburn Skirt von Sewaholic Patterns, gekauft als PDF in Englisch (hier habe ich vorhin zufällig eine deutsche Übersetzung zum Kaufen entdeckt, die ich allerdings nicht ausprobiert habe)

Burda Kleid und Jacke 6687

 

Stoffe:

Bark Cloth "Mod Blooms" (100% Biobaumwolle GOTS) von Monaluna, gekauft bei Yingdesign.ch

Bio Interlock Doubleface 3D in smaragd (GOTS), gekauft bei Lebenskleidung


Und hiermit bin ich gerne endlich wiedereinmal bei RUMS, ich näh bio, bio:stoff und Weibsdinge dabei!

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Kommentare: 13
  • #1

    Nria (Donnerstag, 22 Februar 2018 07:58)

    Ich finde die Kombi klasse und ich liebe die Farben :D

  • #2

    Franzisca (Donnerstag, 22 Februar 2018 08:01)

    Danke liebe Nria :-)

  • #3

    Susanne (Donnerstag, 22 Februar 2018 11:32)

    Wow! Toll sieht das aus!
    Und vielen Dank für den Tipp mit den figurspezifischen Schnittmustern....hab ich doch gleich ein Schnittmuster für ein Sommerkleid gefunden!

    schöne Grüße aus Konstanz
    Susanne

  • #4

    naadisnaa (Donnerstag, 22 Februar 2018 12:37)

    Wow, das Ganze aus Outfit und Bilder ist mal wieder so richtig brennnesselein.� Besonders den Jackenschnitt muss ich mir mal noch genauer anschauen. Ich bin ja das pure Gegenteil einer Birne oder dann eine solche, die auf dem Kopf steht - wobei ja A-Linie fast allen Obstsorten steht.�
    Glg Kathrin

  • #5

    Franzisca (Donnerstag, 22 Februar 2018 18:14)

    Liebe Susanne
    Danke! Ich freue mich, dass ich Dich Schnittmusterdesignermässig inspirieren konnte! :-)

    Liebe Kathrin
    Vielen Dank! Ich fühl mich sehr wohl in diesem Outfit. Auch wenn ich das Gehen mit hohen Absätzen (also alles was höher als Turnschuhe ist) erst wieder neu lernen muss ;-)
    Das stimmt, a-Linien sind immer sehr dankbar! Und apropos Obstsorten: ich bin je nach Beschreibung ein wahrer Obstsalat.. :-D

    Herzliche Grüsse,
    Franzisca

  • #6

    Sophia (Donnerstag, 22 Februar 2018 19:25)

    So eine schöne Kombi und danke für den informativen Artikel! Sewaholic patterns muss ich mir mal genauer ansehen ...

  • #7

    Stef (Donnerstag, 22 Februar 2018 20:29)

    Wow, eine tolle Kombi. Barkcloth schwebte mir auch schon für einen Rock vor, allerdings einen Wedgwood-Skirt. Bin auch ganz verzückt von dieser Stoff-Haptik.
    Und Deine Jacke ist ein Traum! Burda würde mich ja auch abschrecken, aber in diesem Fall könnte ich glatt eine Ausnahme machen. Tolle Farbe und der Schnitt kommt so offen getragen super gut rüber.
    Lieben Gruß
    Stef

  • #8

    Birgit (Donnerstag, 22 Februar 2018 22:51)

    So toll geschrieben, spannend und mit so wunderschönen Bildern von dir geschmückt! Das letzte ist besonders schön. Auch das Outfit ist großartig, der Rock wäre auch echt was für mich �. Von den burdaschnitten lass ich lieber noch die Finger �. Glg, Birgit

  • #9

    Franzisca (Freitag, 23 Februar 2018 08:31)

    Liebe Sophia, ich freue mich dass mein Beitrag Dir gefallen hat, danke für deinen lieben Kommentar! :-)

    Liebe Stef, der Wedgwood-Skirt war auch in meiner engeren Auswahl für dieses Projekt und obwohl ich mich diesesmal dagegen entschieden habe, möchte ich ihn unbedingt mal nähen! Und danke für die netten Worte! :-)

    Liebe Birgit, ich danke Dir! Die Burdaschnitte sind wohl einfach etwas anders erklärt als andere Schnittmuster.. umgewöhnungsbedürftig. Aber Du mit deinem Nähtalent würdest da bestimmt mit links zurecht kommen! :-)

    Ganz liebe Grüsse, Franzisca :-*

  • #10

    Sandra (Freitag, 23 Februar 2018 17:25)

    Who‘s that girl....its Franzisca �! Eini vo mine Lieblingssendige übrigens!
    Mega schöni, früehligshafti Farbe, und ich liebe A-Linie! Und wiä immer mega schöni Fotene!

  • #11

    FrauDachs (Freitag, 23 Februar 2018 21:04)

    Wow sehr schön geworden!
    Hier auch eine Birne... und auch gerade im A-Linien Fieber. Hoffe ich kann bald was zeigen�
    Und das mit dem nicht darüber nachdenken gehört auch zu meinen Strategien beim Nähen und Joggen� mach’s ganz gut! Herzlich Rebekka

  • #12

    Julia (Sonntag, 25 Februar 2018 08:14)

    Jetzt habe ich Dein tolles Outfit bereits mehrfach bewundert und komme erst jetzt dazu, Dir zu schreiben... Schande über mein Haupt! Der Rock ist toll! Deinen Patterntipp werde ich mir merken und die Stoffe sind ohnehin klasse. Bei Burdaschnitten bin ich eher zurückhaltend. Ich habe immer wieder Schwierigkeiten mit der Passform. Auf alle Fälle siehst du toll damit aus��
    Glg Julia

  • #13

    Franzisca (Montag, 26 Februar 2018 08:29)

    Liebe Sanda, hihi ja genau - jetzt läuft mir die Melodie schon wieder nach! :-) Danke für das liebe Kompliment!

    Liebe Rebekka, ich bin gespannt und immer auf der Suche nach neuen A-Linien! :-) Ich kämpfe gerade mit meinem inneren Schweinehund, der das Bedürfnis hat aufzumucksen.. Aber nix da: Stimme abschalten und ab ins Montagsmorgentraining... Ich wünsche Dir eine gute Woche!

    Liebe Julia, so lieb, danke Dir! Ich habe in der Zwischenzeit auf anderen Kanälen einige Rückmeldungen zu den Burdaschnitten bekommen. Gerade bei den Oberteilen seien die Schultern anscheinend oftmals etwas zu weit und müssen angepasst werden. Ich werde jedenfalls gerne weiter Burda-Erfahrung sammeln und berichten :-)

    Ich wünsche euch allen eine tolle Woche!
    Herzliche Grüsse,
    Franzisca