Freizeitjacke in Iquitos

Natürlich bin ich leider nicht in Iquito. Ich war einmal fast. Zumindest im gleichen Land, nämlich Peru. Ich mag jetzt gar nicht ausrechnen, wie lange das her ist.. Jedenfalls kündigte ich in meinen sehr frühen Zwanzigerjahren meinen Job bei einer Bank, packte meinen Rucksack, packte die Hälfte des Gewichtes wegens wieder aus und buchte einen Flug nach Santiago de Chile. Mit im Gepäck ein Spanisch-Wörterbuch, welches meine 5 einzigen Spanischausdrücke (gracias, buenos dias, si, no und hasta la vista. Pollo con arroz und cenicero für Aschenbecher lernte ich dann ziemlich schnell dazu..) ergänzen sollte sowie der obligate Lonely Planet Reiseführer.

Am Flughafen Zürich dann die ersten Zweifel - was mache ich da bloss! Auf dem über 20-stündigen Flug mit Umsteigen führte ich dann die ersten tiefphilosophischen (sprich postpubertär idealistische) Gespräche mit einem spontan kennengelernten Mitreisenden. Ihm begegnete ich übrigens 3 Wochen später ein paar 100 km entfernt von Santiago de Chile am Strand wieder, ausserdem 2 Jahre später an einem Open-Air im Zürcher Oberland. Manchmal ist die Welt ja schon gspässig klein. 

Neben ganz vielen weiteren, intensiven, interessanten, lustigen, bereichernden und ja, teilweise sogar lebensverändernden Gesprächen, die ich während meiner knapp 3-monatigen Low-Budget-Reise durch Chile, Bolivien und dem Süden von Peru mit verschiedensten Menschen aus aller Welt führte, erkannte ich, dass wir Menschen im Grunde alle die gleichen Bedürfnisse und Hoffnungen haben. Und wir alles einfach Menschen sind. Doch bevor ich nun ins Laienphilosophische verfalle, schnell ein weiteres Foto!

Die Erinnerungen sind sehr präsent und sollte ich mal etwas vergessen, habe ich ganze zwei Tagebücher von dieser Reise um jeden einzelnen Tag nachzulesen. Gereist bin ich in Bussen in teils haarsträubenden Zustand, geschlafen habe ich für sehr wenige Pesos in Hostels, gegessen meistens das Tagesmenu. Arroz con pollo. Ab und zu gab's auch äusserst schmackhafte Empanadas oder Ceviche (vom cuy chactado, dem gebratenen Meerschweinchen schreibe ich jetzt lieber nichts. Aber geschmeckt hats.) Ich habe mich an Chile's Küste mit Surfen versucht (boah, das ist definitiv mindestens so anstrengend, wie es cool ausschaut!) und in den bolivianischen Anden auf knapp 5000müM unter Höhenkrankheit leidend Mate de Coca Tee geschlürft. In Santiago de Chile unter Palmen Weihnachten gefeiert, in La Paz bei Starkregen und Stromausbruch unter akkuter Magenverstimmung (harmlos ausgedrückt) gelitten. In Osorno bei einer chilenischen Familie zum Essen und Übernachten eingeladen worden und in Arequipa mit ein paar Peruaner das Nachtleben erkundet. In Bariloche/Argentinien ein Käsefondue und in Puerto Montt frische Muscheln und Krebse gegessen... 

Ich bin unendlich froh, dass ich damals diese Reise gemacht habe. Auch wenn ich rückblickend vielleicht den ein oder anderen Schutzengel gehabt hatte (ich war total planlos, nur mit mir und einer grossen Portion Naivität unterwegs).

Die Reise hat mich geprägt, mich gestärkt und meinen Lebensrucksack mit unzähligen eindrücklichen Erinnerungen gefüllt! Das einzige was ich im Nachhinein anders machen würde, ist mit einem besseren Spanisch loszureisen. 

So, einmal mehr hat mich Stoff in Erinnerung schwelgen lassen... 

Als ich lillestoffs Jeans-Stoff 'Iquitos' aus Bio-Baumwolle und 5% Elasthan-Anteil in der Hand hielt, stimmte es für mich sofort. Ich schwankte zwar Anfangs zwischen einer Jacke oder einem Rock. Hosen hätte ich mir auch sehr gut vorstellen können, allerdings nicht für mich selber. Und dann kamen die kühleren Tage und ich hatte das Bedürfnis nach Wohlfühlkleidung. Ich mag Kleider und Röcke gerne. Aber ganz ehrlich, im Alltag trage ich eher praktischeres. Zum Beispiel meine schwarze gekaufte Sweatkapuzenjacke. Da bot sich doch noch eine zweite, selbergenähte Jacke an! 

Fündig wurde ich bei lillesol & pelle mit dem Schnittmuster Freizeitjacke women No. 2.

Ein leicht taillierter Schnitt mit Stehkragen (die Kapuze bei meiner Kapuzenjacke brauche ich eh nie) und Taschen (die brauche ich wiederum). Genäht habe ich nach 3maligem nachmessen Grösse 40, normalerweise liege ich eher so im 42er Bereich. Ich habe alles nach Schnittmuster genäht, einzig die im Original halbrunden Eingriffstaschen habe ich zu seitlichen Eingriffstaschen abgeändert. Was sich leider als kleiner Fehlentscheid herausstellte. Die Jacke wölbt sich nun etwas unvorteilhaft in dem eh schon nicht wahnsinnig schmalen oberen Hüftbereich/Tailleansatz.

Die Jacke ist erstaunlich schnell und einfach genäht! Und wie immer: Reissverschlüsse sind keine grosse Sache!! Lasst euch davon nicht abhalten ;-)

Dazu mein Tipp des Tages: Ich bin zwar sonst eher asketisch unterwegs was Nähhilfen betrifft, aber doppelseitiges Klebeband ist superpraktisch beim Reissverschlussnähen! Meines heisst Stylefix und damit klebe ich den RV vor dem Nähen an (statt mit Stecknadeln zu stecken). Das hält und nichts verrutscht. Einfach darauf achten, dass das Klebeband ganz am Rand der NZ klebt, damit es am Schluss nicht sichtbar ist.

Puuhh, jetzt habe ich gerade schreckliches Fernweh bekommen! :-/

Mein Hosenprojekt ist aber auch ein kleines Abenteuer. Irgendwie. Ich geh dann mal weiter Schnittmusterkleben. Mit meiner Südamerika-Reise-Musik-Playlist leise spielend im Hintergrund.

muchos saludos y chaoooooo,

Franzisca

Stoffe:

Jeans Iquitos von lillestoff (70 % Bio-Baumwolle, 25% Polyester, 5 % Elasthan), Design von enemenemeins

uni-Jersey schwarz, Bündchen schwarz aus meinem Stoffvorrat

Schnittmuster:

lillesol women no. 2 Freizeitjacke, von lillesol&pelle, gekauft als e-book

***der Stoff wurde mir von lillestoff zur freien Verfügung gestellt***

meine Reise verlinke ich zu RUMS, LilleLiebLinks, ich näh bio und zu bio:stoff