Fledermausshirts - Nähen mit und für Kinder

Da habe ich mich doch in meinem Jahresrückblick ende Jahr grossartig darüber ausgelassen, dass ich praktisch keine Kinderkleider mehr nähe. Und nun geht es in meinem ersten Beitrag im 2019 doch genau um diese! Das bestätigt doch einfach mal wieder die Regel, dass es keine Regel ohne Ausnahmen gibt (ein Widerspruch in sich).  

 

Bevor ich zum Genähten komme, hole ich kurz ein wenig aus:

Kleiner KonMari-*ichmisteaus*-Exkurs

Ich habe mich ein wenig von dem KonMari-Hype sagenwirmal inspirieren lassen und mich Mitte Januar zuerst meinen Kleidern und dann auch den Schränken von allen Familienmitgliedern gewidmet. Man kann von Marie Kondo halten was man will, aber die Methode mit allem (wirklich allem!) mal auf einen Haufen aufs Bett legen, löst tatsächlich was aus. Ganz ehrlich, ich schäme mich darüber, wieviele Jacken und Mäntel ich besitze bzw. bessen habe und werde euch die Zahl nicht nennen! Bei jedem Kleidungsstück, welches ich anschliessend in die Hand nahm, versuchte ich gemäss Marie Kondo's Rat zu spüren, ob es 'sparks joy' – also Glücksgefühle auslöst. Wenn ja, dann wird es behalten, wenn nicht, dann kommt es weg. Auf das anschliessende *sich beim jeweiligen zu entsorgenden Stück zu bedanken* habe ich dankend verzichtet, das war mir dann doch ein Hauch zu esoterisch. 

Ich habe wirklich viel, sehr viel ausgemistet. Das mit dem sparking joy habe ich für mich abgewandelt in: was ziehe ich gerne an, worin fühle ich mich wirklich wohl und was würde ich für in die Ferien einpacken. Ich schätze, ich habe etwa 2/3 meines Kleiderschranks entsorgt, mit dem Ergebnis, dass ich mich nun jeweils kaum entscheiden kann was anzuziehen, weil ich alle die im Schrank vorhandenen Kleider mag! Vielleicht kennt ihr das Gefühl wenn ihr im Urlaub seid und den offenen Koffer vor euch habt und ihr euch einen gut durchorganisierten Was-zieh-ich-wann-an-Plan ausdenkt, damit ihr alle von euren tollen, eingepackten Kleidern auch tatsächlich ausführen könnt? Genau so geht es mir nun, wenn ich meinen Schrank öffne.

 

Wie gesagt, wir haben alle unsere Schränke ausgemistet. Und es ist erschreckend, wieviele Sachen wir horteten! Ich hatte echt Mühe damit und es war (und ist) mir äusserst unangenehm. Ich fühlte mich schuldig als ich diesen riesigen Kleiderberg vor uns sah. Ich fühlte mich schuldig, die Sachen zu entsorgen. Und immer wieder fragte ich mich dabei, ob man so nicht zu euphorisch ausmistet und schlussendlich damit nur Platz für neuen Konsum schafft..?

 

Praktisch alle zu entsorgenden Kleider habe ich weitergeben (Kleidersammlung, Kleiderbörse und Brockenstube). Oder zumindest versucht weiterzugeben. Kostenlos. So manche Kinderkleider wurden wegen ein, zwei kleinen Flecken abgelehnt – Stücke, die ich meinen Kindern ohne zu zögern noch angezogen hätte, wenn sie nicht zu klein geworden wären (schliesslich werden die Kleider draussen beim Spielen oder in der Schule auch nicht mehr schöner..). 

 

Für mich selber hoffe ich, mir dieses 'sparkling'-Bewusstsein möglichst lange behalten zu können und beim nächsten Kleiderkauf oder eben -nähen bedachter zu handeln.

Bei den Kindern habe ich nach dem Ausmisten nun tatsächlich ein paar Kleidungsstücke ergänzen müssen. Sei es, weil gewisse Jeans nach dem dritten Mal flicken nun endgültig auseinanderfallen (da habe ich allerdings bereits ein Nähprojekt damit im Sinn hehe), oder weil sie aus ihren Kleidern gewachsen sind oder weil - die allermeisten Kinderkleider, die wir haben, haben wir zum Nachtragen bekommen - gewisse Stücke einfach nicht ihrem Geschmack entsprechen und demzufolge nie getragen werden.

 

So, und jetzt krieg ich dann gleich die Kurve zu meinem eigentlichen Thema. 

Ich möchte die Kindergarderobe nun nicht einfach mehr mit x hübschen selbstgenähten Kleidchen füllen (die zwar alle gerne getragen werden, aber einfach zu viel sind), sondern mit ein paar praktischen, lässigen Basics für jeden Tag. Und da kam mir der Designnäh-Aufruf von Stefanie von SO!Pattern für ein Kindernähbuch, an welchem sie mitgearbeitet hat, gerade recht. In dem Buch geht es um einfache Basic-Kinderkleiderschnitte gezeigt, die dank Anleitungen von den Kindern selber genäht werden können. Mag ich. Passt nämlich gerade auch gut zur pädagogischen Vermittlung des Themas Wertschätzung von Kleidern  ;-)

Auf das Buch werde ich in einem eigenen Beitrag genauer eingehen, heute zeige ich euch das Fledermausshirt daraus - in drei Varianten.

Fledermausshirt selber nähen

Fledermausshirt selbstgenäht - ein Review

Fledermausshirts. Vor zwei Jahren bei meinen Kindern noch bäh, heute so "oh cool, nähst Du mir bitte auch so eines Mami?" Es kommt nicht so oft vor, dass meine grösseren Töchter mich von sich aus aktiv nach etwas Selbstgenähtem bitten. Und so ging ich natürlich gerne auf den Wunsch ein. Die Stoffe haben sie sich selber ausgesucht und da uns auch noch gleich ein weiteres Stoffreststück in der geeigneten Grösse gut gefiel, gab es dann noch eine dritte Version.

Das Schnittmuster ist aus dem Buch "Näh mit! Mode & Accessoires" vom TOPP-Verlag. Es ist erhältlich für die Grössen 122-158 und besteht aus einem Vorder- und zwei Rückenteilen sowie dem Halsbündchen. Die Anleitung ist kinder- bzw. anfängergerecht geschrieben: es wird eher ein Schritt zu viel als zu wenig erklärt. 

Für diese Beispiele habe ich mich aber selber an die Nähmaschine gesetzt und dabei alle drei Shirts in Grösse 148 genäht. 

Das Rückenteil wird gemäss Anleitung nicht im Bruch zugeschnitten, das spart Stoff. Darauf komme ich weiter unten unter 'Tipps' noch zurück.

Die Säume habe ich ebenfalls gemäss der Anleitung mit einem Zickzackstich  genäht. Den Saum habe ich allerdings nicht 4cm eingeschlagen, sondern nur etwa 2cm.

Fazit

  • Die Pullover befinden sich kaum im Schrank, sondern werden entweder getragen oder liegen in der Wäsche.
  • Für mein Mutterbauchgefühl sind sie etwas zu kurz geschnitten, es braucht definitiv ein Shirt darunter. Allerdings ist die kurze Länge wiederum genau das, was meine Kinder daran so cool finden.
  • Die Ärmel sind bei uns eher 4/5-Ärmel. Kann man mögen oder nicht. Wir mögen es. Und sonst einfach etwas zusätzlichen Saum beim Zuschneiden dazugeben.

Tipps:

  • Die im SM angegebene Stoffmenge bezieht sich auf unifarbene Stoffe mit einer Mindeststoffbreite von 140cm. Wenn ihr einen Stoff mit Musterrichtung habt, erhöht sich der Stoffverbrauch. Am Besten das Schnittmuster kurz hinlegen und ausmessen. Bei mir hat 1m dann gut gerreicht. 
  • Wenn ihr das Rückenteil im Stoffbruch zuschneiden möchtet, dann erhöht sich der Stoffbedarf natürlich auch.
  • Messt das Schnittmuster bzw. euer Kind vorher aus und passt die SM-Länge gegebenenfalls an, wenn euch die Länge der Ärmel und des Oberteils wichtig ist.

Das Buch wird in nächster Zeit nun noch genauer von uns begutachtet und unter die Lupe genommen, selbstverständlich dann zusammen mit dem angesprochenen Zielpublikum. ;-)

 

Liebe Grüsse und bis bald,

Franzisca


Schnittmuster:

Fledermausshirt aus dem Buch "Näh mit! Mode & Accessoires" vom TOPP-Verlag, unter anderem mitgestaltet von SO!Pattern

*wurde mir zur Verfügung gestellt*

 

Stoffe:

- Bio Kuscheljacquard "Grosse Frauen"

- Bio Jacquard "Luiaard Waves" black 

- Wolljersey 'Peppy' in rosa/kupfer

alle drei GOTS-zertifiziert, von Lillestoff und bei Yingdesign.ch gekauft

 


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