Zwischenbilanz 365 Tage ohne Challenge

Ja, ich habe es getan..

Heute sind es 5 Monate oder 153 Tage seit ich bei der "365 Tage ohne" Challenge mitmache. (Für alle denen das gerade nichts sagt: das ist eine Challenge, bei der man 1 Jahr lang keine Kleidung kauft. Mehr Erklärung dazu findet ihr hier). Die Zeit war eigentlich unspektakulär. Mein Kleiderschrank war und ist eh gefüllt, im Sommer brauchts nicht viel und wenn, dann sind solche Sommerkleider ja schnell genäht.

Auch die Hochzeit meiner Schwester brachte ich kleidertechnisch elegant über die Bühne ohne etwas zu kaufen und auch mein Aufenthalt in Las Vegas brachte mich diesbezüglich ebensowenig in Versuchung (dafür verweilte ich 3 Stunden in einem Stoffgeschäft..). Was mir ganz allgemein je länger je mehr auffällt ist, dass ich Kleiderläden ganz anders anschaue. Ich schaue sie mir gerne beim Vorbeigehen an und lustigerweise sind meine ersten Assoziationen "Schnittmuster" und "Stoffwahl". Ganz automatisch durchstöbere ich die Schaufenster und Auslagen mehr nach Inspirationen denn auf der Suche nach möglichen Kaufsobjekte. Kurz: ich bin nie wirklich in Versuchung gekommen zu kaufen und musste mich auch nicht einschränken.

Bis auf... und jetzt kommt mein - ja was denn, Versagen? Scheitern? Meine Disziplinlosigkeit? - Ich habe mir ein Kleidungsstück gekauft. Nicht aus einer Notwendigkeit heraus, nein, ein reiner spontaner Luxus-Herzenskauf! Es passierte am letzten Samstag, ich war im Brockenhaus auf der Suche nach einer Fotorequisite. Und da hing dieses Jäckchen, zuvorderst am Ständer und rief quasi ganz sanft und leise meinen Namen. Das in rottönen gehaltene, gequiltete und bestickte Jäckchen ist von der schwedischen Designerin Gudrun Sjördsen. Gudrun Sjördsen legt sehr viel Wert auf umweltbewusste Herstellung, Umweltschutz, Fair Trade (Verhaltenskodex für Zulieferer) und vor allem auch auf Nachhaltigkeit(1). Ihr Ziel ist es langlebige Mode zu entwerfen, die sogar jahrzehntelang getragen werden kann, und diese umweltschonend zu produzieren und zu verkaufen, indem sie zum Beispiel Stoffbeutel statt Kartonverpackungen oder Plastiktaschen verwenden. Aber auch hintergründig wird das gelebt, was proklamiert wird: Dienstreisen werde wenn immer möglich mit dem Zug gemacht oder durch Telefonkonferenzen ersetzt, die Läden werden umweltfreundlich renoviert statt neu eingerichtet und alles was kann wird recyclet.

Ich studiere jedenfalls ihre Kleiderkollektionen immer wieder mal und wartete schon länger auf eine gute Gelegenheit, etwas von ihr zu kaufen und da war sie nun! Ich probierte es an und es passte perfekt. Und das Ende der Geschichte kennt ihr ja.

Habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen? Ja und nein, ich bin noch zu keiner abschliessenden Erkenntnis gekommen. Einerseits "wurmt" es mich, dass ich von nun an bei der Challenge den Zusatz "ähja also mit einer Ausnahme" brauchen muss. Andererseits, hm was eigentlich.. Vielleicht dass es ein Herzenskauf war. Und dass das Jäckchen für mich mehr unter kunstvolles Accessoire läuft, denn als Kleidungsstück.

Ja warum mache ich bei der Challenge überhaupt mit? Mein Hauptgrund ist ja ein Zeichen gegen Fast Fashion zu setzen und mich damit für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen. Und ausserdem wollte ich mir meines Konsums bewusster werden und mich selber herausfordern. Unter diesem Aspekt muss ich zugeben, dass ich bei letzterem Punkt ein wenig gescheitert bin, ich es aber in Bezug auf Fast Fashion ok finde (grenzwertig zwar, aber trotzdem ok). Und so lasse ich es einfach mal im Raum stehen.

(1) "Design mit langer Gültigkeit ist, davon bin ich überzeugt, ein ganz wichtiger Beitrag zu einer schöneren, grüneren Welt. Mode mit langer Lebensdauer reduziert ja den Rohstoffverbrauch und das Abfallaufkommen langfristig, garantiert Nachhaltigkeit und ist darum ein grosser Schritt in Richtung Naturschutz! Wir beginnen jetzt damit, auch Mode aus Recyclingmaterial in den Kollektionen vorzustellen, also beispielsweise unbenutzte Wolle aus Materialüberhängen. Denn am umweltfreundlichsten ist, was schon da ist!" (Quelle www.gudrunsjoeden.ch)

 

"Im Grunde ist das Konzept relativ simpel: Kleidungsstücke mit zeitlosem Design und hoher Qualität werden lange getragen, und das schont die Umwelt am besten. Die vorhandene Kleidung zu pflegen und zu tragen, bis sie verschlissen ist, sie nicht zu oft waschen und sich ständig zu bewusst machen, wie man durch sein eigenes Handeln die Umwelt beeinflusst – darauf kommt Sjödén immer wieder zurück." (Quelle Wikipedia)

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